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Just in Sequence: Definition und Vorteile

Wie lässt sich Just in Time noch steigern? Die Lösung für Unternehmen fällt so klar wie effektiv aus: Just in Sequence. 

Hohe Lagerbestände stellen für Unternehmen einen erheblichen Kostenfaktor dar. Sie beanspruchen viel Platz im Lager und binden Unternehmenskapital. Zudem besteht die Gefahr, dass an den lange gelagerten Materialien Schäden auftreten. Daher zählen hohe Bestände im Lager auch zu den 7 Muda – Verschwendungsarten im Sinne der Lean Production. In der schlanken Produktion ist mit „Verschwendung“ eine Tätigkeit ohne Wertschöpfung gemeint. Dementsprechend sollte Verschwendung in der Produktion unbedingt reduziert werden. Ein probates System gegen diese Art von Verschwendung liegt mit der Just-in-Time-Methode vor. Die Formulierung „Just in Time“ (genau zur richtigen Zeit oder termingenau) für diese Art der Beschaffungslogistik ist bereits vielsagend: Sie löst jedoch nicht das Problem, das entsteht, wenn es vor allem auf die spezifische Reihenfolge der Anlieferung ankommt. Dies ist in Branchen der Fall, die sowohl durch komplexe Produktionsprozesse als auch von einer großen Vielfalt von Varianten und Modellen geprägt sind. Dazu gehören neben der Automobilbranche vor allem die Luft- und Raumfahrt. Was ist also zu tun? Just in Sequence (JIS) liefert darauf die passende schlanke Antwort für die Logistik. Auch „Just in Sequence“ ist Programm: „Genau in der richtigen Reihenfolge“.

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Beschaffungslogistik: Was ist der Unterschied zwischen JIT und JIS?

Bei Just in Sequence (JIS) handelt es sich, wie bereits erwähnt, um eine konsequente Weiterentwicklung von Just in Time (JIT). Es geht hier also nicht nur um die zeit- und mengengerechte Zulieferung nach dem Bedarf des Kunden – hinzukommt der Faktor der richtigen Reihenfolge. Wenn also die Bereitstellung beziehungsweise Beschaffung nach dem Just-in-Sequence-Prinzip erfolgt, bedeutet dies nach der Definition der Methode Folgendes: Der Zulieferer stellt sicher, dass Bauteile oder Module nicht nur rechtzeitig in der richtigen Menge, sondern auch in der Reihenfolge angeliefert werden, in der sie in der Produktion benötigt werden. Somit bestimmt die Montagesequenz des Kunden exakt die Form der Anlieferung. Entsprechend wirkt sich JIS auf die gesamte Supply Chain aus.

Bei der Produktion verschiedener Varianten eines Automodells zeigen sich die Vorteile von JIS besonders.

Die Reihenfolge wird üblicherweise bereits einige Tage vor Beginn der Montage festgelegt. So ist es inzwischen möglich, Just in Sequence auch über weite Strecken zu realisieren (= Long-distance-JIS). Durch die erweiterte Sortierung ist grundsätzlich ein höherer Kommunikationsaufwand zwischen Zulieferer und Kunde nötig. Dies wird bei JIS der Regel mit EDI-Systemen (EDI = Electronic Data Interchange) gelöst. Dabei tauschen zwei Unternehmen standardisierte Geschäftsdokumente automatisch auf elektronischem Wege aus, was deutlich Zeit einspart. Für eine reibungslose Beschaffungslogistik mit Just in Sequence ist ein solches System für die Kommunikation unerlässlich. Durch ein konkretes Beispiel wird JIS deutlich besser greifbar: Am Standort eines Automobilherstellers werden verschiedene Varianten eines Automodells produziert. Vor jeder Schicht erfolgt eine genaue Planung, die dem Lieferanten zeitnah mitgeteilt wird. Dieser gewährleistet dann durch die Kommissionierung und den Versand, dass das Material in der richtigen Reihenfolge in der Produktion ankommt.

Just in Sequence: Vorteile und Entscheidungskriterien für Unternehmen

Der unmittelbar für den Werker am Montageband relevante Vorteil von Just in Sequence besteht darin, dass für ihn kein zusätzlicher Aufwand entsteht. Er kann die ihm angelieferten Teile sofort in der Produktion verwenden, zeitaufwendige Zuordnungsprobleme entfallen völlig. Da die Kapitalbindung bei hochwertigen und/oder eher sperrigen Teilen überdurchschnittlich hoch ausfällt, eignen sich diese besonders für Just in Sequence. Durch dieses System wird bekanntlich der Lagerbestand äußerst reduziert. Damit nimmt nicht nur die Verschwendung ab – zusätzlich verringern sich die Kosten für Lagerung und Personal. Angesichts des Trends zur Individualisierung, der vor allem die Automobilbranche prägt, vermag JIS ebenfalls seine Vorteile für die Supply Chain auszuspielen: Bei entsprechend enger Abstimmung zwischen Lieferanten und Produktion kann auf Kundenwünsche sehr schnell reagiert werden.

Je länger der Weg, desto höher fällt die Wahrscheinlichkeit aus, dass durch Unwägbarkeiten die Supply Chain unterbrochen wird.

Wenn es um Material geht, das eine längere Transportzeit benötigt, empfiehlt sich Just in Sequence für die Logistik dagegen weniger, wie es auch bei Just in Time der Fall ist. Je länger der Weg, desto höher fällt die Wahrscheinlichkeit aus, dass durch Unwägbarkeiten die Supply Chain unterbrochen wird. Überhaupt besteht bei einem System wie JIS eine große Abhängigkeit von den Lieferanten. Dies ist übrigens auch der Grund dafür, dass Lieferanten im Automotive-Bereich oftmals in unmittelbarer Nähe zur jeweiligen Produktionsstätte angesiedelt sind. Bisweilen befinden sich die Lieferanten sogar auf demselben Gelände. Somit können sie nicht nur ihre Lieferzeiten signifikant reduzieren, sondern auch auf etwaige Probleme bei Transport oder Sequenzierung äußert rasch reagieren.

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